Bewegt Euch! Gemeinsam.
Wenn Jung und Alt ins Hans Otto Theater strömen, um zusammen eine Tanzaufführung anzusehen, dann kann in Potsdam nur eine:r dazu eingeladen haben: der Verein "Spaß am Tanz" und die Tanzakademie Marita Erxleben.
Nach über zwei Jahren pandemiebedingter Pause wurde der zweite Teil des "Geheimen Gartens" am vergangenen Wochenende im HOT endlich wieder live gezeigt, nach der Hybridversion des ersten Teils, der im Sommer 2021 im Stream zu erleben war.

Es tut so gut, wieder in ein volles Theater zu gehen und gemeinsam mit anderen eine so lebenspralle, vielschichtige und farbenfrohe Tanzinszenierung zu erleben.
Obwohl diese Choreografie von Marita Erxleben alles andere als bunt beginnt und die dunklen Schatten, hier in Form von schwarzen Raben, lange Zeit über dem Geschehen liegen. Ganz am Anfang wird Teil 1 noch einmal digital nacherzählt.

Das Leben des reichen Jungen Colin, der allein und depressiv im Rollstuhl sitzt, wird gehörig durcheinander gewirbelt, als seine verwaiste Cousine Mary und der Gärtnerjunge Dickon in selbiges treten. Beide sind davon überzeugt, dass Colin laufen und wieder glücklich werden kann. Am besten draußen im (geheimen) Garten, von dem sie gerade den Schlüssel gefunden haben.
Wenn man Teil 1 und 2 des "Geheimen Gartens" gesehen hat, kann man kaum glauben, dass Marita Erxleben dieses Stück für ihr vielköpfiges Ensemble aus Kindern und Jugendlichen schon vor der Pandemie ausgewählt hat, scheint es doch mit seinen Themen Einsamkeit und Isolation, Depression und Trauer, aber auch Aufbruch und Zuversicht genau die Themen aufzugreifen, die Viele von uns seit Anfang 2020 bewegen.

Und wie schon so oft schaffen es Erxleben und ihr überwiegend weibliches Team, auch solche ernsthaften Themen künstlerisch und emotional so zu transportieren, dass man sowohl als Erwachsener als auch als Kind gut damit umgehen kann. Denn sie zeigt nicht nur die dunklen Schatten der Raben, die hier ausdauernd wirken, sondern sie sucht mit viel Liebe zum Detail im Bühnenbild (Julia Schiller) und bei den Kostümen (Neitah Janzig) auch immer die kleinen Lichtblicke und Glücksinseln, wie possierliche Tiere oder blühende Blumen.
Wunderbar ist vor allem auch die (Ver-) Wandlung des stillen, behinderten Jungen Colin, der es wirklich schafft, sich nicht nur aus dem Rollstuhl zu erheben, sondern auch das Trauma seiner Geburt zu verarbeiten. Und glücklich im Ausgang ist auch, dass er und sein Vater ganz am Ende wieder eine gemeinsame Sprache finden.

Nämlich die, der Bewegung und des Tanzes, die Marita Erxlebens Arbeit seit so vielen Jahren prägt. Da stehen die Absolvent:innen ihrer Ballett- und Hip Hop- oder Breakdance-Kurse nur wenige Minuten auf der imposanten Bühne des größten Theaters der Stadt – aber genau diese Momente sind die Quelle dafür, wieder ein ganzes Jahr weiter zu üben.
Und es ist sehr berührend, dass man die tiefen Täler der Pandemie bei diesem gemeinsamen Tanzerlebnis beinahe wie im Flug vergessen kann. Letztendlich ist ihr geheimer, respektive jeder Garten eine unerschöpfliche Quelle für Mut, Zuversicht und die Kraft der Fantasie.
Astrid Priebs-Tröger
Die Arbeit an diesem Artikel wurde "gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, [Hilfsprogramm DIS-TANZEN/ tanz:digital/ DIS-TANZ-START] des Dachverband Tanz Deutschland."



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