25 Jahre UNIDRAM
Theater ist ein sehr flüchtiges Genre. Was von ihm – bestenfalls – bleibt, sind lange nachwirkende, emotionale Eindrücke oder Bilder, die sich in Hirn und Seele einbrennen. Oder eben auf der direkten materiellen Ebene Fotos, Filme, Programmhefte und Plakate, Theater-Kritiken, Berichte.
Das internationale Theaterfestival UNIDRAM findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt und feiert sich selbst mit einem wunderbar vielfältigen und überaus sinnlichen Ausstellungkaleidoskop aus Bildern, Objekten und Worten im Kunstraum in der Schiffbauergasse.
Die bildende Künstlerin Heide Schollähn, die für das t‑Werk als Ausstatterin und Bühnenbildnerin arbeitet, hat vor über einem Jahr begonnen, tausende analoge und (ab 2002) digitale Fotos zu sichten und die Ausstellung, die den schlichten Titel "25 Jahre UNIDRAM" trägt, zu kuratieren.
Vielfältiges und sinnlich erlebbares Ausstellungskaleidoskop
In sechs Räumen sind ab heute, dem 26. Oktober dabei nicht nur 24 großformatige des langjährigen Festivalfotografen Göran Gnaudschun zu sehen, sondern man kann sich mit interaktiven Objekten, wie dem Fahrrad von Robin Wittkowski, selbst auf den Weg machen und unter anderem Videoschleifen aus dem reichhaltigen UNIDRAM-Archiv anschauen.
Originelle Theaterplakate und Auszüge aus Pressekritiken laden im Foyer vom Kunstraum zum kollektiven kulturellen Erinnern ein. Nicht nur an das Festival und seine gezeigten 500 Inszenierungen selbst, sondern auch als Überblick über die ästhetische Entwicklung und Veränderung seiner fotografischen und werblichen Darstellung.
Überblick über die ästhetische Entwicklung seiner werblichen Darstellung
Wer es im besten Sinne verspielter mag, wird in der oberen Etage des Kunstraumes fündig. Hier kann man beispielsweise einen UNIDRAM-Objektkoffer mit einer kleinen Bühne, von einem Künstlerkollektiv geschaffen, selbst betätigen oder das Mutoskop – einen Apparat zur Vorführung bewegter Bilder- von Torsten Otto bedienen. Und auch eine Beamer-Show privater Aufnahmen fehlt nicht.
Was bei allen Exponaten auffällt, ist die ausgeprägte Liebe zum Detail und der Versuch, atmosphärisch dicht, lebensprall und sinnlich in die vergangenen UNIDRAM-Jahre einzutauchen. Dazu trägt auch die ansteckend positive Arbeitsenergie bei, die mich sofort umgibt, als ich den Kunstraum einen Tag vor der Ausstellungseröffnung besuche.
Ansteckende Mischung aus Enthusiasmus und Kompetenz
Alle ziehen an einem Strang, jede*r steuert (s)einen ganz eigenen/besonderen Teil zu dieser wunderbar diversen Gruppe und dem vielfältigen kollektiven Endprodukt bei. Wie schrieb 2002 ein Kritiker der Berliner Zeitung: "Seinen Erfolg verdankt das Festival wohl der leider seltenen Mischung aus Enthusiasmus und Kompetenz".
Mögen genau diese den Macher*innen auch die nächsten 25 Jahre erhalten bleiben! Happy birthday UNIDRAM! Ich bin gespannt auf heute Abend, wenn sicher viele Wegbegleiter*innen und Besucher*innen ihre ganz persönlichen Erinnerungen austauschen und das Festival und vor allem seine Macher*innen hochleben lassen.
Astrid Priebs-Tröger
P. S. Für das genussvolle Studium der wunderbaren Jubiläumszeitung habe ich mir das Wochenende reserviert.