Bauch raus, Brust rein!
Wenn frau die Schlagworte 'Wechseljahre – Frauen – Bücher' bei Google eingibt, wird sie sofort bei Amazon fündig. 75 Seiten mit zig Ratgebern weisen ihr den Weg durch diese anscheinend nur krank- und schmerzhafte Periode. Warum schreiben drei Berlinerinnen ausgerechnet jetzt einen weiteren Ratgeber? Macht das überhaupt Sinn? Oder ist es nur ökonomisch sinnvoll? Denn schließlich ist die größere weibliche Hälfte der Menschheit im Laufe ihres Lebens davon betroffen.
Mitnichten. Doris Bewernitz, Ilka Haederle und Andrea Lauer gehören zur Berliner Autorinnengruppe Aufbruch und wollten sich nach eigenem Bekunden schon lange diesem Thema widmen. Jetzt im 10. Jubiläumsjahr ihrer schriftstellerischen Verbindung hatten die drei Frauen eine zündende literarische Idee: Asta von Astasien, ein mopsfideles Mopsweibchen, erlebt, wie sehr ihre unbemannte Herrin unter eben dieser Zeit aus den verschiedensten Gründen leidet.
Magische Zeiten statt Menopause
Die achtjährige Möpsin beschließt, nachdem sie zahlreiche (menschliche) Ratgeber gelesen hat, einen eigenen zu verfassen, der eines nicht will: diese Zeit vor allem als Krise zu sehen. Und wenn, dann höchstens im Sinne von Max Frisch, der "Krisen als produktive Zustände empfindet, denen man/frau den Beigeschmack der Katastrophe nehmen muss." Bei Asta wird die Menopause – mit dem gefühlten (sexuellen) Unsichtbarwerden – gleich zu Anfang einfach in "magische Zeit" umbenannt. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive!
Die empathische, lebenskluge und zudem humorvolle Asta wirft also einen liebevollen und distanzierten Blick zugleich – Hündinnen durchleben selbst keine Menopause – auf ihre Herrin und ihre (unerwünschten) Zustände. In vier großen Kapiteln, die Überschriften wie 'Alles ganz normal', 'Der kleine Abschied vor dem großen', 'Lieber jetzt als nie' und 'Du darfst alles' tragen, erlebt sie diese mit ihr im Alltag und gibt ihr nicht wenige der eigenen, von der Großmutter ererbten, allgemein hündisch-menschlichen Lebensweisheiten mit auf den Weg. Die mit einem Augenzwinkern auch schon mal "Freuen Sie sich, dass Sie kein Apfel sind" oder "Bauch raus, Brust rein!" lauten.
Alles eine Frage der Perspektive – keine Ratschläge, bitte!
Ergänzt werden diese gut gemeinten Räte – sie kommen hier nicht als 'Schläge' daher – durch zum Teil skurrile Übungen für die interessierten Leser*innen wie "Schrumpelig sein", "Regeln brechen" oder "Die Leine durchschneiden". Alles in allem eine sehr humorvolle und deutlich mit eigener Lebensweisheit unterfütterte Mixtur eben, die frau lustvoll an einem Tag weg lesen oder aufgrund der stärkend orientierten Grundhaltung auch immer mal wieder an (ihren) melancholischen Tagen in die Hand nehmen kann.
Einziges Manko ist, dass nur aus der Perspektive von alleinstehenden Frauen geschrieben wurde und in den (sexuellen) Lebensentwürfen ausschließlich heterosexuelle dominieren. Summa summarum ist den Autorinnen jedoch ein mit lockerer Hand geschriebener – wie kriegen drei das so nahtlos hin? – Ratgeber für Frauen in ihren "magischen Zeiten" gelungen, der zum Glück auch das gesellschaftliche Umfeld skizziert, in dem frau heute und zukünftig – hoffentlich würdevoll!- altert.
Astrid Priebs-Tröger
"Asta von Astasiens Ratgeber für menschliche Weibchen in den Wechseljahren" ist gerade im Patmos-Verlag erschienen.