Achterbahntanz

Bei die­sem Typen tanzt ein­fach alles: rote Bäl­le, wei­ße Tel­ler, regen­bo­gen­far­bi­ge Rin­ge und Keu­len. Und das sowohl in der Luft als auch in trans­pa­ren­ten Röh­ren, auf dem Boden, auf Stä­ben und auf und um sei­nen baum­lan­gen Kör­per herum.

Zum Fina­le des dies­jäh­ri­gen Win­ter­cir­cus war der ame­ri­ka­ni­sche Welt­klas­se-Jon­gleur Wes Peden im T‑Werk zu Gast und er ließ in "Rol­ler­co­as­ter" alles, was ihm in die flin­ken Hän­de kam, im Ach­ter­bahn­mo­dus rotieren.

Rol­ler­co­as­ter, Wes-Peden-©-Eva-Lindblad

Denn für die­se atem­be­rau­ben­den Rum­mel­platz­at­trak­tio­nen hat der freund­li­che Rie­se mit Voll­bart und rot gefärb­ten Igel­haa­ren seit sei­ner Kind­heit eine beson­de­re Vor­lie­be, wie er in den ein­ge­spro­che­nen Zwi­schen­tex­ten bekennt.

Und er benutzt zwi­schen sei­nen ver­schlun­ge­nen blau­en Luft-Skulp­tu­ren, die an Ach­ter­bahn­ele­men­te erin­nern, sei­nen über­aus geschmei­di­gen Kör­per geschickt dazu, sei­ne unzäh­li­gen Objek­te beim Flie­gen oder Rotie­ren in der Balan­ce zu halten.

Rol­ler­co­as­ter, Wes-Peden-©Fahimeh-Hekmatandish

Dabei geht es wie auf einer Ach­ter­bahn­fahrt – oder auch sprich­wört­lich wie im Leben – stän­dig hoch und run­ter, in rasan­ten Loo­pings um die nächs­te Kur­ve, immer wie­der zwi­schen sei­nen Bei­nen oder Armen hin­durch. Bei ihm natür­lich ohne Netz und dop­pel­ten Boden, sodass auch die ein oder ande­re Keu­le laut­stark auf den Boden knallt.

Dafür ver­biegt und "ver­kno­tet" sich der groß­ge­wach­se­ne Mann und lässt sei­ne Hand­ge­len­ke und Unter­ar­me wahn­sin­nig schnell rotie­ren. "Rol­ler­co­as­ter" ist eine moder­ne Cir­cus-Show, die vir­tuo­ses Jon­glie­ren kon­ge­ni­al mit moder­nem Tanz ver­bin­det und die Gen­re­gren­zen zwi­schen bei­den spie­le­risch flie­ßend aufweicht.

Rol­ler­co­as­ter, Wes-Peden-©Fahimeh-Hekmatandish

Wes Peden erfin­det dabei neue, so noch nicht gese­he­ne Jon­gla­ge-Bewe­gun­gen – wie die roten Bäl­le in den trans­pa­ren­ten Schläu­chen – die Ach­ter­bahn­fahr­ten ver­sinn­bild­li­chen. Das Gan­ze ist eine ori­gi­nel­le und aus­ge­klü­gel­te Cho­reo­gra­fie, die ihm phy­sisch eini­ges abverlangt.

Zudem spie­gelt sie das wun­der­ba­re Frei­heits­ge­fühl von Ach­ter­bahn­fahr­ten und lässt ande­rer­seits auch immer wie­der die unver­meid­li­chen Angst­mo­men­te bei den Loo­pings auf­schei­nen, sodass auch die Zuschauer:innen dabei in ein andau­ern­des  Wech­sel­bad der Gefüh­le gelangen.

Rol­ler­co­as­ter, Wes-Peden-©Fahimeh-Hekmatandish

"Rol­ler­co­as­ter" ist eine sowohl spie­le­ri­sche als auch phi­lo­so­phi­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit The­men wie Frei­heit und Sicher­heit und wie im rich­ti­gen Leben auch kann man sich dabei herr­lich amü­sie­ren oder angst­voll schrei­en oder alles (ande­re) tun, was dazwi­schen auch noch mög­lich ist. 

Bei Wes Peden lässt man sich bereit­wil­lig in die­se, auch akus­tisch immer wie­der auf­schei­nen­de Ach­ter­bahn mit­neh­men und dabei lässt er in den ein­ge­spro­che­nen Zwi­schen­tex­ten auch noch sei­ne Gedan­ken krei­sen respek­ti­ve tanzen.

So erfährt man, dass er die Ver­bin­dung zwi­schen Jon­gla­ge und Ach­ter­bahn­fah­ren  beim Spie­len des alt­mo­di­schen Video­spiels Rol­ler­co­as­ter Tycoon, mit dem man sei­ne eige­nen Ach­ter­bah­nen ent­wer­fen kann, ent­deck­te.  Drei Jah­re arbei­te­te er, um sei­nen eige­nen ful­mi­nan­ten Ach­ter­bahn­tanz auf die Büh­ne zu bringen.

Astrid Priebs-Trö­ger

Die Arbeit an die­sem Arti­kel wur­de "geför­dert durch die Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Medi­en im Pro­gramm NEUSTART KULTUR, Hilfs­pro­gramm DIS-TANZEN des Dach­ver­band Tanz Deutsch­land."

25. Februar 2023 von Textur-Buero
Kategorien: Allgemein, Tanz, Theater | Schlagwörter: , , , , | Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert