Von Griechenland lernen
Ich will hier weder die Ursachen der Griechenlandkrise erklären, noch Partei ergreifen. Sondern beschreiben, was wir von den Griech*innen lernen können.
Dieser Tage sah ich die Panorama-Dokumentation "Ach, Griechenland" von Christoph Lüttgert. Und sie hat mich in den jetzt schon so lange andauernden Mediengefechten mitten ins Herz getroffen.
Lüttgert zeigt eigentlich nichts Neues oder Unbekanntes. Wir wissen, dass es in Griechenland solidarische Polikliniken gibt, in denen Menschen geholfen wird, die sich keine Krankenversicherung mehr leisten können. Oder Märkte, bei denen man sich übriggebliebenes Obst oder Gemüse holen kann.
Und auch: die Griech*innen stimmen nicht wie die anderen Mittelmeeranrainer in den europäischen Abschottungschor gegen die Boots- flüchtlinge ein. Sondern sie helfen spontan, mit dem was sie selbst entbehren können. So zeigt es Lüttgers im Film auf der Insel Kos. Ich bin froh, dass es diese direkte menschliche Hilfe gibt und dass "Panorama" dies auch zeigt.
Was ich im Film sehe, ist, dass viele Griech*innen in den vergangenen Jahren zusammengerückt sind und so zeigen, dass Menschen nicht gegeneinander in Konkurrenz treten müssen, um ein "gutes" Leben zu haben. Das sich nicht vordergründig am materiellen Wohlstand, sondern an Gemeinsamkeit, Kreativität und Solidarität messen lässt.
Dieses Modell könnte in Europa – auch in den reichen Ländern – Schule machen. An der Zeit wäre es, denn seit Griechenland auf den neoliberalen Zug aufgesprungen ist, gehen dort viele, auch von uns – zumindest im Urlaub – geliebte Eigenschaften verloren. Gar nicht auszudenken, wie es sich anfühlte, wenn überall nur noch Deutschland wäre!
Astrid Priebs-Tröger