Magic tea time
Abwarten und Tee trinken ist eine beliebte Redewendung. Und sie passt (auch) sehr gut in die Winterzeit. Doch das circensische Duo Rita & Rita, das jetzt den Wintercircus im t‑Werk eröffnete, hat alles andere als Langmut und Geduld.
Zwar liegt die eine von ihnen ganz zu Anfang mit dem Kopf und einer Riesenwelle von aufgelöstem welligem Haar auf ihrem Wohnzimmertisch und beginnt auch bald einen Tee zu kochen. Doch ziemlich schnell verselbstständigt sich dieses Objekttheater aus rutschendem Becher, pfeifendem Teekessel und wandernder Zuckerdose. Jede Menge Teebeutel und Löffel fliegen durch die Luft, kommen aus Ohren oder Mündern zutage. Und: das Wasser tropft, der Kessel pfeift.
Annika Hemmerling und Júlia Campistany servieren in ihrem rot geblümten Wohnzimmer eine artistische Mixtur aus Mundbalance, Trapezakt, Objektmanipulation und Zirkuskunst. Und sie erzählen dabei mit ganz viel Liebe zum Detail auch die verschiedenen Seiten einer Frau beziehungsweise die Beziehungsgeschichte zweier Frauen. Die zwei, die doch (nur) eine sind?
Die sich wunderbar ergänzen, aber auch immer wieder gegenseitig ins Gehege kommen, um ganz am Ende in großer Harmonie am Trapez zu tanzen respektive zu verschmelzen. Raus aus dem "engen" Wohnzimmer, hinein in den unendlich fantastischen Circus-Himmel. "Rita" ist die erste Kreation der 2018 entstandenen deutsch-niederländischen Kompanie.
Beide Artistinnen lieben absurde Situationen und es macht viel Spaß, ihnen bei der krümelnden Zuckerdusche oder dem gemeinsamen (Tisch-) Bad zuzugucken, vor allem, weil immer eine Portion Überraschung und Frechheit in dem, was sie tun, dabei ist.
Herrlich sind auch ihre vierarmigen Versuche, den fertigen Tee endlich zum Mund zu führen und auszutrinken, was jedoch meistens misslingt. Untermalt wird diese verspielt philosophische Miniatur neben Musik, auch mit Tropf- und Pfeifgeräuschen und man bekommt richtig Lust auf einen eigenen Tee.
Mit dem die Zeit bis zu den nächsten Wintercircus-Aufführungen am 21./22. Februar von Lotta & Stina und am 28. Februar/1. März von Hippana. Maleta dann doch ein wenig schneller vergeht.
Astrid Priebs-Tröger