Von Griechenland lernen

Ich will hier weder die Ursa­chen der Grie­chen­land­kri­se erklä­ren, noch Par­tei ergrei­fen. Son­dern beschrei­ben, was wir von den Griech*innen ler­nen können. 

Die­ser Tage sah ich die Pan­ora­ma-Doku­men­ta­ti­on "Ach, Grie­chen­land" von Chris­toph Lütt­gert. Und sie hat mich in den jetzt schon so lan­ge andau­ern­den Medi­en­ge­fech­ten mit­ten ins Herz getroffen.

Lütt­gert zeigt eigent­lich nichts Neu­es oder Unbe­kann­tes. Wir wis­sen, dass es in Grie­chen­land soli­da­ri­sche Poli­kli­ni­ken gibt, in denen Men­schen gehol­fen wird, die sich kei­ne Kran­ken­ver­si­che­rung mehr leis­ten kön­nen. Oder Märk­te, bei denen man sich übrig­ge­blie­be­nes Obst oder Gemü­se holen kann.

Und auch: die Griech*innen stim­men nicht wie die ande­ren Mit­tel­meer­an­rai­ner in den euro­päi­schen Abschot­tungs­chor gegen die Boots- flücht­lin­ge ein. Son­dern sie hel­fen spon­tan, mit dem was sie selbst ent­beh­ren kön­nen. So zeigt es Lütt­gers im Film auf der Insel Kos. Ich bin froh, dass es die­se direk­te mensch­li­che Hil­fe gibt und dass "Pan­ora­ma" dies auch zeigt.

Was ich im Film sehe, ist, dass vie­le Griech*innen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zusam­men­ge­rückt sind und so zei­gen, dass Men­schen nicht gegen­ein­an­der in Kon­kur­renz tre­ten müs­sen, um ein "gutes" Leben zu haben. Das sich nicht vor­der­grün­dig am mate­ri­el­len Wohl­stand, son­dern an Gemein­sam­keit, Krea­ti­vi­tät und Soli­da­ri­tät mes­sen lässt.

Die­ses Modell könn­te in Euro­pa – auch in den rei­chen Län­dern – Schu­le machen. An der Zeit wäre es, denn seit Grie­chen­land auf den neo­li­be­ra­len Zug auf­ge­sprun­gen ist, gehen dort vie­le, auch von uns – zumin­dest im Urlaub – gelieb­te Eigen­schaf­ten ver­lo­ren. Gar nicht aus­zu­den­ken, wie es sich anfühl­te, wenn über­all nur noch Deutsch­land wäre!

Astrid Priebs-Trö­ger

04. Juli 2015 von Textur-Buero
Kategorien: Alltagskultur, Film | Schreibe einen Kommentar

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