Sterben in Potsdam
Für die Meisten ist das Thema tabu. Zumindest so lange, bis sie nicht selbst damit kon- frontiert werden. Denn sterben müssen wir alle.
Der französische Philosoph Michel de Montaingne sah das vor 445 Jahren ganz anders. Gerade mal 38jährig beschloss er, sich dieser Thematik ausführlich zu widmen. Der Begründer der Essayistik bezog sich dabei u. a. auf Reflexionen von Platon und Sokrates, die den Begriff vom "Philosophieren heißt sterben lernen" prägten.
Lothar Krone zitierte am 26. Februar vor der Podiumsdiskussion zum Thema "Sterben in Potsdam" diese und andere Sentenzen des großen Franzosen. Danach ging es aus den philosophischen Höhen in die mühevollen Alltagsebenen.
Auf dem Podium saßen der Regisseur Andreas Dresen, der Palliativmediziner Georg Maschmeyer, die Hospizleiterin Bettina Jacob und der Bestatter Jan Möllers. Eine hochkarätige Runde, die in der Veranstaltung mit etwa einhundertfünfzig Gästen in der Wilhelmgalerie kenntnisreich Rede und Antwort stand.
Und dabei ein sehr positives Bild vom "Sterben in Potsdam" zeichnete. Das machte Mut, doch als eine Zuhörerin eigene Erfahrungen mit dem Sterben ihrer Mutter schilderte – z. B. mangelnde Betreuungs- kapazitäten und schlechtes Essen im städtischen Klinikum – bekam das wunderbare Bild ein paar unschöne Kratzer.
Jede*r, der hier oder anderswo bereits einen (sterbenden) Angehörigen begleitet hat, weiß, dass es in Deutschland überall an Palliativ- medizinern beziehungsweise Hospizplätzen mangelt. Nichtsdestotrotz gab man sich in der Potsdamer Runde optimistisch und das ist auch gut so.
Doch ein bisschen mehr Tiefgründigkeit, wie sie vor allem der Mediziner an Tag legte, hätte man sich bei dem Thema schon gewünscht und vor allem sehr viel mehr Zeit für die Fragen der Zuhörer*innen.
Dafür umrahmten die Potsdamer Klinikclowns den informativen Abend und im Anschluss wurde Dresens bewegender Film "Halt auf freier Strecke" gezeigt.
Insgesamt: Ein vielversprechender Auftakt, dem unbedingt weitere Gesprächsrunden folgen sollten. Das Thema geht schließlich alle an.
Astrid Priebs-Tröger