Kein Honigschlecken
Am Ende kam die Feuerwehr! Mit drei Fahrzeugen stand sie plötzlich im Schirrhof. Was am Dienstagabend im ausverkauften T‑Werk wie inszeniert wirkte, war nicht geplant. Und wenn man den Verlauf von Pieter Ampes und Benjamin Verdoncks Performance "We don’t speak to be understood" zu Ende denkt, käme da auch niemand mehr, der das angerichtete Chaos in Ordnung bringen könnte.
Ausgerechnet Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten" haben sich die beiden belgischen Performer zur Brust genommen. Diese Barockmusik, die einem so tief ans Herz geht, nicht nur, weil die Zeit und Welt, in der sie entstand, im Vergleich zur heutigen noch "in Ordnung" waren. Doch ihre Schallplatte hat immer wieder Aussetzer und durch die skurrile Männer-WG geht (nicht nur) ein Riss.
Benjamin Verdonck und Pieter Ampe wohnen da zwischen Tisch, Stuhl, Kühlschrank und Toaster zusammen und leben grandios aneinander vorbei. Mit speziell belgischer Lust zum originellen Slapstick kreieren sie Situationen, in denen die Sehnsucht nach Nähe wunderbar subtil und brutal zugleich ad absurdum geführt wird. Ihr (Zusammen-)Leben ist wirklich kein Honigschlecken!
Im Zuschauergespräch, das erst stattfand, als sich der dicke Rauch nach dem Showdown verzogen hatte, erzählten sie dann noch, wie Hillary Clintons Bild den Weg an ihren WG- Kühlschrank fand. Und dass sich beide schon lange kennen, aber in dieser Performance zum ersten Mal zusammen aufgetreten sind. Und nicht zuletzt: dass sie im Eifer des Gefechts die Farbe und den Schaum im Gesicht vergessen haben.
Astrid Priebs-Tröger