Das Leben feiern – jetzt!
Eines spürt man von Anfang an: diese sechs Menschen sind miteinander sehr vertraut und vertrauen einander. Jeweils als Paar (Musiker*in + Tänzer*in) starten sie nacheinander in die Tanz-Musik-Session "Flugmodus", die am langen Oktoberwochenende in der rappelvollen Potsdamer fabrik zur Premiere gelangte.
Yannis Karalis lässt sich augenblicklich von der Sitar-Percussion von Matyas Wolter in Bewegung versetzen, Laura Heinecke von Beate Wein am Flügel inspirieren und Timothée Uehlinger tritt mit dem Schlagzeug von Aaron Christ tanzend in Kontakt. Schon nach kurzer Zeit ergibt das ein sehr lebendiges und sehr gemeinsames Zusammenspiel – einen Flow von Musik und Tanz. Bei der die Musik vom "Pulsar Trio" eine so dynamische Sogwirkung erzeugt, die einen als Zuhörer*in fast zum "Abheben" bringt.
Zu alledem gesellen sich noch mehr als ein Dutzend apfelsinengroßer Jonglierbälle, jede Menge (feiner) Humor und eine überbordende Lust aller Beteiligten am Spiel, denn nicht nur die Tänzer*innen wechseln stets und ständig ihre Positionen, sondern auch die Musiker*innen verlassen immer wieder ihre (angestammten) Plätze und werden Teil dieser energiegeladenen Choreografie.
Was Laura Heinecke in ihrer Produktion "Glücksgrad" (2014) nur bedingt gelang, scheint hier vollendet. Eine Gruppe Gleichgesinnter und ‑empfindender schwingen auf ein und derselben – in der Inszenierung rot-glitzernden – Frequenz. Schön und stark ist das!
Diese Mitt- und Enddreißiger haben die Lust und die Fähigkeit, sich ganz auf das Hier und Jetzt einzuschwingen und die "Probleme dieser Welt" außen vor zu lassen. Beneidenswert ist das! Eine Stunde lang wird man als Zuschauer* in davon intensiv und gleichzeitig mühelos mitgenommen.
Und man ist versucht, dieses starke Gefühl ein wenig länger zu konservieren. Doch man ahnt, dass dies nicht gelingen kann. Was aber gelingen kann, ist der ehrliche Versuch, ganz gleich, in welcher Situation, sich auf das Hier und Jetzt zu einzulassen und ihm mit offenen Augen und geöffnetem Herzen zu begegnen. Und: Auch das kann wunderbar sein!
Astrid Priebs-Tröger