Der Krieg in uns – Teil 2
Ein Mann spielt: Mit Plüschtiger, Plastiksoldaten, Hubschraubern, Panzern und Flugzeugen. Und eine Barbiepuppe darf auch nicht fehlen. Doch was der Figurenspieler Ariel Doron aus Israel mit ihnen treibt, ist kein Kinderspiel.
Stattdessen führt er dem dicht gedrängt sitzenden Publikum im Fluxus-Museum pointiert vor, wie die abendländische Unterhaltungsindustrie und die westliche Kriegsmaschinerie in der Gegenwart alptraumhaft Hochzeit halten. Da blieb einem schnell das Lachen im Hals stecken.
Besonders krass in der Szene, als die drei mit Sturmgepäck ausgerüsteten Spielzeugsoldaten batteriebetrieben durch den Dschungel kriechen, einer von ihnen durchdreht und zum mit allen Gliedern zuckenden Gesangsstar mutiert.
Noch brutaler wird dieser Zusammenhang zwischen glitzernder Oberflächlichkeit und emotionaler Verblödung sichtbar, als Soldat Jonny mit seiner Ehefrau per Skype kommuniziert. Die Wort- und Gefühlshülsen, die sie über zwei Tablets hysterisch miteinander austauschen, könnten jeder x‑beliebigen US-Fernsehserie entstammen.
Zwischen all diesem (un-)menschlichen Treiben taucht immer wieder ein großer Plüschtiger auf. Großartig, wie Puppenspieler Doron ihm mit tierischer Gelassenheit eine allumfassende Würde und Majestät verleiht. Der Gegensatz zwischen "Kultur" und "Natur" könnte kaum greifbarer sein.
Doch es kommt, was kommen muss: die infantilisierten Spielzeugsoldaten bringen auch den Tiger um die Ecke und feiern es als Sieg. Nicht ahnend, dass dies der Anfang vom gemeinsamen Ende ist.
Friedrich Schiller formulierte 1793: "Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." Ariel Dorons großartige Inszenierung "Plastic Heroes", die bei Unidram zu sehen war, hat dieses wunderbare Postulat schmerzhaft und eindringlich ad absurdum geführt.
Astrid Priebs-Tröger
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