Träum mal wieder!
Jede:r kennt das: In einer (Voll-)Mondnacht gehen die Gedanken und Emotionen von Menschen besonders leicht auf (Traum-)Reisen. Diesem Phänomen hat das Theater des Lachens aus Frankfurt/Oder eine besonders originelle Variante aus Pantomime, Puppen‑, Objekt‑, Bewegungs- und Musiktheater hinzugefügt.
Mit "La Luna" waren die sieben Vollblutmimen jetzt bei den Potsdamer Schirrhofnächten zu Gast und auch wenn die Open-Air-Aufführung wegen angesagten Regens drinnen stattfand, ging der eigene Geist doch bereitwillig mit auf Fantasiereise.
Eine skurrile englisch‑, deutsch‑, polnisch-sprachige Tonspur und typisierte schwarz-weiß gekleidete Gestalten erobern die weitläufige Waschhausarena-Bühne, auf der ein mehrstufiges schwarzes Podest steht, zu Beginn. Die clownesken Typen führen einen riesigen Holzrahmen, der an die Stummfilmära erinnert, mit sich, dem sie nach und nach entsteigen. Sie treffen auf einen Jungen (Puppe), der allein mit einer Spielzeugrakete oben auf dem Podest hockt und nehmen Kontakt zu ihm auf.
Doch dieses einsame Kind ist gar nicht so leicht zu begeistern, anders als das Publikum, das während der quirligen Aufführung nicht nur Hände schütteln, sondern auch Ball-Planeten werfen oder im Kasatschok-Rhythmus klatschen wird.
Zuerst startet mit gewaltigem Rauchen und Zischen die kleine Spielzeug-Rakete ins All und als sie weder mit dem bloßen Auge als auch nicht mehr mit den zahlreichen Fernrohren auszumachen ist, will der kleine Junge dann doch hinterher.
Mit viel kindlicher Fantasie wird jetzt ein märchenhaftes Weltraumabenteuer inszeniert, bei dem neben Sternen, Planeten und Sternschnuppen auch irgendwann zauberhaft-blinkende Meeresbewohner und rennende Hunde auftauchen.
Ganz wunderbar ist diese überbordende Erfindungs- und Spiellust des deutsch-polnischen Ensembles um Torsten Gessner, das bei "La Luna" Kooperationen mit dem Teatr Animacii aus Poznan und Das Weite Theater aus Berlin eingegangen ist. Regie führte Alexei Leliavski aus Minsk.
Doch irgendwann ist Schluss mit "lustig" – "what a fucking bloody kitsch", ruft der Prinzipal der Truppe, dessen hoher Zylinder während der fantastisch wirbelnden Mondfahrt nie verrutscht ist. Das, was nun folgt, zu beschreiben, würde den Spaß am weiteren Sehen einigermaßen beinträchtigen.
Nur so viel sei verraten, die "erwachsenen" Mondbetrachtungen sind mitnichten wissenschaftlicher Natur, sondern strapazieren nicht nur einmal gehörig das Zwerchfell und das Ensemble zeigt auch noch, was es musikalisch draufhat. Besonders berührend ist am Ende dann noch der Traum des Jungen, in dem seine Eltern und auch sein Großvater auftauchen.
Summa summarum: Nach "La Luna" hat man richtig Lust auf den nächsten Vollmond und die unterschiedlichsten Träume, die von ihm/ihr* (die Mondin) immer wieder inspiriert werden können.
Astrid Priebs-Tröger