Disabled Theater

Es ist ein sehr schma­ler Grat auf dem sich die elf Tänzer*innen des "Dis­ab­led Thea­ters" bewe­gen. Doch das gehört zum Kon­zept des fran­zö­si­schen Cho­reo­gra­fen Jérô­me Bel, der grund­sätz­lich fragt, wo die Gren­ze – im Tanz wie im Leben – zwi­schen Nor­ma­li­tät und Abwei­chung verläuft.

Die Schauspieler*innen des Züri­cher Hora- Thea­ters, das aus­schließ­lich mit Pro­to­go­nist* innen mit soge­nann­ten geis­ti­gen Behin­de­run­gen arbei­tet, waren beim 1. Pots­da­mer Kunst­fes­ti­val für Men­schen mit und ohne Behin­de­rung zu erle­ben. In einer Insze­nie­rung, die die­je­ni­gen, die sie gese­hen haben, nicht kalt­las­sen kann.

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Foto: Hugo Glendinning

Die­se Insze­nie­rung ist kei­ne, bei der die Akteu­re in frem­de Rol­len schlüp­fen. Son­dern sie tre­ten von Anfang an als sie selbst auf. Zuerst stumm, dann stel­len sie sich nach­ein­an­der mit Namen, Alter und Pro­fes­si­on vor. Um dann auch noch sehr kurz oder aus­führ­lich ihre Han­di­caps zu erklären.

Bis zu die­sem Moment kann man sich als Zuschau­er wie ein Voy­eur einer "Freak­show" füh­len. Doch die­se Ent­schei­dung trifft man selbst, indem man sich auf das, was Remo, Gian­ni, Dami­an oder Julia, Sara und Tizia­na über sich mit­tei­len, ein­lässt oder eben nicht.

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Foto: Thea­ter Hora

Doch ers­tes fällt leicht bei ihrer Direkt­heit und ihrem Humor. Sodass die Gren­zen zwi­schen ihren Han­di­caps und unse­ren Unzu­läng­lich­kei­ten immer mehr ins Flie­ßen gera­ten. Als sie dann nach­ein­an­der ihre Tanz-Solos auf­füh­ren, kann jede*r spü­ren, dass sie ganz in der Musik und bei sich sind. Wer von uns kann das schon von sich in so einer Situa­ti­on behaupten?

Dis­ab­led bedeu­tet im Eng­li­schen sowohl be- als auch ver­hin­dert. Jérô­me Bel und sei­ne wun­der­ba­ren Protagonist*innen zei­gen, dass das eine mit dem ande­ren nichts aber auch gar nichts zu tun haben muss. Und dass es an der Zeit ist, die eige­nen ein­engen­den Ansich­ten dar­über ein für alle Mal über Bord zu werfen.

Astrid Priebs-Trö­ger

06. September 2015 von Textur-Buero
Kategorien: Alltagskultur, Tanz | Schlagwörter: , | Schreibe einen Kommentar

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