Schillernde Theaternacht
Potsdamer Nächte sind lang. Vor allem, wenn die freien Theater Brandenburgs im T‑Werk ihre alljährliche Leistungsshow veranstalten und zur Langen Nacht der freien Theater in die Schiffbauergasse einladen.
Da kommen Viele, um sich einen Eindruck über das Leistungsspektrum der freien Szene zu verschaffen und an einem Abend nonstop jede Menge pralles Theater zu erleben. Auch diesmal, zur 12. Nacht der freien Theater war die Genrevielfalt groß: Moderner Tanz, Performancekunst, Konzert und Sprechtheater mit großem und kleinem Drama wechselten einander ab.
Und zwischen Shakespeare – mehrmals im Angebot – und "Nacktbadestrand" hatte alles Platz, was auf die berühmten Bretter passt. Besonders eindrücklich waren die Ausschnitte aus der Bukowski-Inszenierung vom Theater 89 – mit dieser gesellschaftkritischen Aussagekraft wünscht man sich (noch) mehr Inszenierungen im ganzen Land – und die der Matadoren des Open Air-Theater "Ton und Kirschen" aus Glindow.
Diese brillierten mit ihrer fluoreszierenden Inszenierung von Shakespeares Sonetten inklusive eines Rockkonzert-Auftritts ihres fast 70-jährigen Gründungsvaters David Johnston. Nachdenklich und erheitert verließ man hingegen die Aufführung des Potsdamer Theaterschiffs "Nacktbadestrand". Hier wurde, wie in vielen anderen Inszenierungen des kurzweiligen Abends über die Liebe erzählt – die unerfüllte natürlich.
Ab 22 Uhr hatten die immer noch zahlreichen Besucher*innen nicht mehr die Qual der Wahl. Jetzt folgten in direkter Abfolge die frivole "Mittsommernachts-Sexkomödie" vom Potsdamer Poetenpack und kurz darauf wiederum open air die trashig punk-rockige Szenenfolge des Eberswalder Kanaltheaters.
Letzteres trat zum ersten Mal in Potsdam an und es war zu spüren, wieviel Herzblut die Laien-Darsteller*innen in ihr ambitioniertes soziokulturelles Projekt stecken.
Astrid Priebs-Tröger