Drei in einem Boot

Was pas­siert, wenn drei Mädels auf einer ein­sa­men Insel stran­den, kann man im neu­en Clowns­stück "Robin­son Clown" vom Pots­da­mer Thea­ter Nadi im T‑Werk erleben.

Doch zuerst sit­zen die Damen (zufäl­lig) im sel­ben Boot, das in einem veri­ta­blen Sturm schreck­lich knackt und knarzt und schließ­lich unter­geht. Zum Glück fin­den sich alle drei danach auf einem unbe­wohn­ten Stück Land wie­der. Aber anstatt sich über ihre wun­der­sa­me Ret­tung zu freu­en, haben sie ande­res im Sinn.

Thea­ter Nadi "Robin­son Clown", Foto: Gör­an Gnaudschun

"Beau­ty" (Ange­la Hop­kins) im tür­kis­far­bi­gen Glit­zero­ver­all lackiert sich erst­mal die Nägel und die "Öko-Tan­te" (Cari­ne Lim­bosch) im Arbeits­over­all sam­melt den mas­sen­haft her­um­lie­gen­den Plas­tik­müll ein. Bis sie schließ­lich merkt, dass die Drit­te im Bun­de regungs­los am Boden liegt.

Nach ihrer Wie­der­be­le­bung hat "Sel­fie" in Nadel­strei­fen (Nori­ko Seki) jedoch nichts ande­res im Sinn, als ein sol­ches zu schie­ßen und sich wie­der nur ihrem Smart­phone und den Kopf­hö­rern zuzu­wen­den. So weit, so gut, äh, schlecht.

Denn Hun­ger und Durst las­sen nicht lan­ge auf sich war­ten und die Mädels wüss­ten, wenn sie den ech­ten "Robin­son" oder wenigs­tens einen moder­nen Sur­vi­val-Rat­ge­ber gele­sen hät­ten, was bezie­hungs­wei­se das etwas zu tun wäre. Statt­des­sen kra­men zwei von ihnen in ihrem Gepäck her­um und för­dern dabei wirk­lich etwas Ess­ba­res zuta­ge. Aber (für alle) aus­rei­chend und nach­hal­tig ist das nicht.

Und anstatt sich, wie "ech­te Frau­en" zu bespre­chen und ihre Kräf­te zu bün­deln, ver­schwin­den sie – in Anspie­lung auf die Coro­na-Pan­de­mie – in ihren durch­sich­ti­gen "Dusch­ka­bi­nen". Jede für sich. Und zei­gen ein­mal mehr, dass Frau­en nicht zwangs­läu­fig die bes­se­ren Men­schen sind.

Thea­ter Nadi "Robin­son Clown", Foto: Gör­an Gnaudschun

Und so wird in "Robin­son Clown" in der Regie von Joan­na Bas­si noch eine gan­ze Wei­le dar­an gear­bei­tet, vie­le Frau­en-Kli­schees auf dem Thea­ter "wie­der­zu­be­le­ben". Dar­über kann man/frau lachen, aber eigent­lich müss­te einem/uns die­ses Lachen lang­sam aber sicher im Hal­se steckenbleiben.

Ein wenig Bewe­gung kommt in das ober­fläch­lich-eit­le-fut­ter­nei­di­sche Bezie­hungs­ge­flecht, als das Sel­fie-Girl beim Baden fast ertrinkt. Erst jetzt fin­den die drei zusam­men und auch ein neu­es Boot ist in Sicht. Das sich jedoch nur beset­zen und steu­ern lässt, wenn sie ein­an­der dabei unter­stüt­zen, es auch gemein­sam zu erreichen.

Und so zeigt "Robin­son Clown" ein­mal mehr, was im (mensch­li­chen) Leben wirk­lich wich­tig ist. Und im Ange­sicht der hef­ti­gen gegen­wär­ti­gen Krise(n) wünscht man sich, dass dies vie­le von uns begrei­fen und auch in die Tat umset­zen. Denn das Wort "Kri­se" bedeu­tet im Grie­chi­schen auch "Ent­schei­dung" und es liegt an jeder/ jedem von uns, in wel­che Rich­tung das (gemein­sa­me) Boot steu­ern wird.

Astrid Priebs-Trö­ger

17. September 2021 von Textur-Buero
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