Das Leben – ein Tango

Alles ändert sich, nur der Tan­go nicht, lautet(e) ein argen­ti­ni­sches Sprich­wort. Das stimm­te, bis Astor Piaz­zolla ab Mit­te der 1950er Jah­re den Tan­go Argen­ti­no revolutionierte.

Mit "Piaz­zoll­as Tan­go" – einer Hom­mage an den Tan­go-Rebel­len las­sen Micha­el Ihnow und Celia Mil­lán das Leben und das Werk des argen­ti­ni­schen Kom­po­nis­ten und Ban­do­ne­on­spie­lers musi­ka­lisch und tän­ze­risch anläss­lich sei­nes 100. Geburts­ta­ges Revue passieren.

Die bei­den bril­lan­ten Tangotänzer:innen haben sich dazu noch vier Livemusiker:innen auf die Büh­ne im t‑Werk geholt: Omar Mas­sa (Ban­do­ne­on), Tuy­et Pham (Kla­vier), Sven Hol­scher (Bass) und Ralf Ben­schu bezie­hungs­wei­se Mar­kus Ber­sing (Saxo­phon, Bassklarinette).

Celia Mil­lán und Micha­el Ihnow, Foto: Ben­ja­min Ihnow

Gemein­sam bege­ben sie sich auf eine auto­bio­gra­fi­sche, musi­ka­li­sche und tän­ze­ri­sche (Zeit-)Reise und zei­gen, dass ein Künst­ler ohne Wur­zeln kei­ne Flü­gel ent­wi­ckeln kann. Denn Piaz­zolla, der 1921 in Argen­ti­ni­en gebo­ren wur­de, wird wäh­rend der Emi­gra­ti­on  sei­ner Eltern in die USA der 1920er und 30er Jah­re sehr früh und aus­dau­ernd mit argen­ti­ni­schem Tan­go kon­fron­tiert, der beson­ders sei­nem Vater das Heim­weh erträg­li­cher machte.

Als über­aus musi­ka­li­sches Kind und Jugend­li­cher inter­es­sier­te er sich jedoch mehr für Jazz und euro­päi­sche moder­ne bzw. klas­si­sche Musik. Dies wird zwi­schen den groß­ar­ti­gen Tan­go­tanz­ein­la­gen von Micha­el Ihnow und Celia Mil­lán, die selbst aus Argen­ti­ni­en stammt, von dem deut­schen Schau­spie­ler und Tän­zer Micha­el Ihnow poin­tiert an sei­nen Kno­ten­punk­ten erzählt.

Piaz­zoll­as Leben war mehr­fach von Migra­ti­on geprägt, sodass er ins­ge­samt sehr vie­len unter­schied­li­chen kul­tu­rel­len und musi­ka­li­schen Ein­flüs­sen aus­ge­setzt war. Auf Anra­ten der Kom­po­nis­tin Nadia Bou­lan­ger, bei der Piaz­zolla 1954 in Paris stu­dier­te, wid­me­te er sich dann doch dem argen­ti­ni­schen Tan­go und befruch­te­te ihn mit vie­len euro­päi­schen Ein­flüs­sen und ver­än­der­te ihn zum Tan­go Nue­vo, der bis heu­te welt­weit gespielt wird.

Im t‑Werk erleb­te man ein bril­lan­tes, rei­fes und sehr gut auf­ein­an­der ein­ge­spiel­tes Tan­go­tanz­paar; bei­de kom­men vom klas­si­schen Bal­lett. Sie lie­ben sowohl die Stren­ge der fes­ten Form als auch die  Impro­vi­sa­ti­ons­mög­lich­kei­ten des Tangos.

Ihr Stil ist sehr prä­zis, dabei unge­mein kraft­voll und ele­gant zugleich, es gibt zahl­rei­che bei­na­he artis­ti­sche Ein­la­gen und Hebun­gen etc. Micha­el Ihnow stu­dier­te seit sei­nem zehn­ten Lebens­jahr an der Paluc­ca-Schu­le Dres­den und tanz­te an Operhäu­sern und in Thea­tern. Sei­ne Lie­be zum Tan­go ent­wi­ckel­te sich vor über 20 Jah­ren und hat ihn seit­dem nicht mehr losgelassen.

Die Coro­na­kri­se ver­schaff­te dem gefrag­ten Film- und Thea­ter­schau­spie­ler eine Ver­schnauf­pau­se und durch eine För­de­rung die inten­si­ve Beschäf­ti­gung mit Astor Piaz­zolla. Gemein­sam mit Celia Mil­lán erdach­te und cho­reo­gra­fier­te und tanz­te er die Hommage.

Beson­ders ein­drück­lich waren die Sze­nen mit den Stüh­len, die ero­ti­sche Lie­bes­nacht und der über­aus sinn­li­che Toten­tanz. In "Piaz­zoll­as Tan­go" ist ER der Kopf, SIE die See­le, zusam­men ist es eine kon­ge­nia­le Ver­bin­dung. Die tol­le Show fun­kel­te durch die groß­ar­ti­gen Musi­ker: innen und natür­lich beson­ders durch Piaz­zoll­as unver­kenn­ba­re Musik und sein unsterb­li­ches "Adi­os Noni­no", das sei­nem Vater gewid­met war.

Astrid Priebs-Trö­ger

Die Arbeit an die­sem Arti­kel wur­de "geför­dert durch die Beauf­trag­te der Bun­des­re­gie­rung für Kul­tur und Medi­en im Pro­gramm NEUSTART KULTUR, Hilfs­pro­gramm DIS-TANZEN des Dach­ver­band Tanz Deutsch­land."

26. Mai 2023 von Textur-Buero
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