"Solange es aus unserem Herzen kommt, können wir über alles und jeden schreiben." Elif Shafak
Baustelle Europa
Mit Wellpappe, Klebestreifen und Kettensäge startete das diesjährige 29. Unidramfestival. In der Waschhausarena lag ein riesiger Papp-Bastelbogen auf dem Bühnenboden und die französische Performerin Phia Ménard, gekleidet wie eine punkige Superheldin, heimwerkte und philosophierte sich durch die europäische (Nachkriegs-)Geschichte.
Die letzte Schicht
Die Arbeit der Kohlearbeiter: innen in den Koksfabriken von Lauchhammer in der Niederlausitz war schwer. Nicht nur körperlich, sondern auch der Phenol- oder Ammoniakgestank sowie der ohrenbetäubende Maschinenlärm setzte ihnen zu. Und doch sagten viele, als ihre Brikettfirmen Anfang der 1990er Jahre abgewickelt wurden, "dass sie sofort wieder in die Kohle gehen würden."
Türkei: Lieben oder Verlassen?
Einhundert Jahren türkischer Republik ist die aktuelle Foto-Ausstellung in der ae-Galerie gewidmet. Und eigentlich ist es unmöglich, einen so langen Zeitraum mit 40 Fotos abzubilden. Doch die Quadratur des Kreises scheint Kuratorin Angelika Euchner in diesem Fall zu gelingen.
Beseelter Bilderstrom
Es ist nicht leicht, diese Choreografie des jungen arabischen Tänzers und Choreografen Adi Boutrous in Worte zu fassen. Denn ein Wort ist, genauso wie ein Bild, immer nur eine Momentaufnahme. Und in Boutrous "Reflections" reiht sich ohne Unterlass, anfangs sehr gemächlich, später dynamischer, eine Momentaufnahme an die andere.
Die ewige Wiederkehr des Gleichen
Ganz zu Anfang ist nur Wasser zu sehen. Sieben Spieler: innen der internationalen Wandertheatergruppe Ton und Kirschen erzeugten mit einem großen hellen Tuch zuerst sanfte Wellen und schließlich auch einen veritablen Sturm, bei dem ein Schiff mit zwei Segeln in den haushohen Fluten verschwand.
Der Geist des Ortes
Zerborsten. Verwunschen. Menschenleer. Ein wenig wie die verbotene Zone in Tarkowskis berühmtem SF-Film "Stalker" wirkt das ehemalige Kasernengelände im Potsdamer Ortsteil Krampnitz immer noch.
Auch wenn inzwischen feststeht, dass aus den früheren Wehrmachtskasernen und der späteren autarken sowjetischen Armeestadt nach drei Jahrzehnten Leerstand Potsdams nachhaltigstes und neuestes Stadtquartier entstehen soll.
Potsdamer Lebensadern
Jede:r Potsdamer:in beziehungsweise jede:r Besucher:in der Stadt wird mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) konfrontiert. Und da nichts bleibt, wie es ist, kann man an diesem auch großartig die Geschichte(n) einer Stadt erzählen.
Alles ist möglich …
Ich tanze hier seit ich fünf bin, sagte ein junger Mann ganz am Ende des zweiten Premierentages der Compagnie Tanzparcours von Kathi, Ludovic und Eléa Fourest, die im t‑Werk mit vier verschiedenen Stücken ihren Jahresabschluss 2023 feierte.
Fragments of resilience
Was für ein erschütternder Abschluss der Potsdamer Tanztage! Die Warschauer Maciej Kuźmiński Company pflanzte mit "Every Minute Motherland" die gewaltvolle Energie des Krieges in meinen/unsere Körper.
Gehen oder Bleiben?
Sie haben es geschafft: Sie sind in Europa angekommen. Auf legalem Weg. Die Idolboyz – Ali Johnson und Ibrahima Ndiaye – gewannen 2022 den Sunu Talents Preis des Goethe-Instituts Senegal für ihr Stück "Mbeuk mi wossi" und sie sind jetzt damit bei den Potsdamer Tanztagen zu Gast.